Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Hessen

Rede zum 2. Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine
von Nicole Lauterwald, gewaltfrei grün e.V.

bei der Kundgebung

Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!

am 24. Februar 2024 in Frankfurt

Papa?
Sag, das ist ein Missverständnis.
Ich flehe dich an.
Papa. Komm zurück, komm zurück.
Du hat es versprochen.
Du hast versprochen, dass du lebendig zurück kommst.
Bitte komm zurück.

Diese Worte stammen von einem ukrainischen Kind, übermittelt durch den ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba.

Mein Parteifreund Robert Habeck und unser aller stellv. Bundeskanzler hat sie heute in den Sozialen Medien gepostet.
Ja, es sterben seit zwei Jahren viel zu viele ukrainische Soldaten, um die ihre Angehörige trauern müssen. Gleiches gilt natürlich aber auch auf der russischen Seite. Denn jedes Kind auf der Welt trauert um seinen Vater, welcher Nation er auch immer angehört.

Dazu kommen die getöteten Zivilist*innen, die Stand Ende Januar laut Zählung der UN 9.799 Erwachsene und 579 Kinder betragen. Eine hohe Anzahl an Verletzten kommt natürlich noch hinzu.

Dass Wladimir Putin und mit ihm Russland diesen Krieg heute vor genau 2 Jahren völkerrechtswidrig begonnen hat, steht für mich außer Frage.

Wie kommen wir aber wieder aus ihm heraus zu einem Gerechten Frieden, und müssen wir uns als Westen eine Mitschuld zu der Entwicklung hin zu dem Krieg eingestehen?

Derzeit wird mittels einer Kriegslogik auf den Angriffskrieg Russland reagiert. Bis Ende Januar wurden allein durch Deutschland 90 Schützenpanzer MARDER, 30 Kampfpanzer LEOPARD und 73 Mehrzweckfahrzeuge mit Kette in die Ukraine geliefert.
Unser Verteidigungsminister Boris Pistorius möchte „weiterhin fest an der Seite der Ukraine stehen und anderseits die Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit stärken“. So seine Worte vor zwei Tagen im Deutschen Bundestag.
Ist Abschreckung unsere einzige Möglichkeit auf den Ukrainekonflikt zu reagieren? Oder müssen wir nicht gerade als eine friedensinteressierte Gesellschaft einer anderen Alternative nachgehen?

Der Konfliktforscher Friedrich Glasl hat vor 10 Jahren neun abwärts führende Stufen eines Konflikts analysiert. Diese reichen von der Stufe 1 „Verhärtung“ bis zur Stufe 9 „Gemeinsam in den Abgrund“.

Ich vermute mal, dass wir derzeit bei Stufe 6 gelandet sind: „Durch Forderungen, Machtdemonstrationen, Sanktionen, Ultimaten und rote Linien legen die Parteien sich selbst fest und erhöhen den Stress.“

Daher ist es jetzt an der Zeit, ernsthaft darüber zu diskutieren, ob und wie wir mittels einer Friedenslogik den Ukrainekonflikt wieder deeskalieren können.

Nicht ohne Grund stärkt das Grundsatzprogramm von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN aus dem Jahr 2020 ja auch diesen Gedanken mit folgenden Worten: „Die Gewaltfreiheit umfasst als wichtige Querschnittsaufgabe weit mehr als den Bereich der Außenpolitik. Ziel bleibt durch eine Politik für Gewaltfreiheit mittel- und langfristig, die politische Institution des Krieges zu überwinden.“

Mein Name ist Nicole Lauterwald, ich bin Vorsitzende des deutschlandweit agierenden Vereins gewaltfrei grün und kann nur sagen: Den Angriffskrieg auf die Ukraine hat Russland vor 2 Jahren begonnen – lasst uns nun den Friedensprozess mit Verhandlungen beginnen.

 

Letztes Update: 26.02.2024, 03:33 Uhr