Aktuell > Ägypten > Ägypten: Freiheit für Maikel Nabil Sanad! > Solidarität mit verfolgten Bloggern in Ägypten
Flugblatt, anlässlich des Internationalen Aktionstags zur „Verteidigung der Ägyptischen Revolution - Für das Ende der Militärgerichtsbarkeit, verteilt bei der Demonstration gegen Bankenmacht am 12. November in Frankfurt am Main
Seit dem Sturz des Mubarak-Regimes hat der regierende Militärrat tausende Menschen vor Militärtribunale gestellt und inhaftiert. Mittlerweile sollen mehr als 12 000 Zivilpersonen von Militärtribunalen verurteilt worden sein.
Dagegen hat sich inzwischen die Kampagne „No Military Trials“ („Keine Militärgerichte“) gebildet. Sie bittet vor allem die Bewegungen, die sich von den Revolutionen in Nordafrika inspirieren ließen um Solidarität. Zum Beispiel rufen Gruppen aus Ägypten für den 12. November 2011 zu einem internationalen Aktionstag zur „Verteidigung der Ägyptischen Revolution - Für das Ende der Militärgerichtsbarkeit“ auf.
Der Blogger, Militärkritiker und Kriegsdienstverweigerer Maikel Nabil Sanad wurde am 10. April 2011 von einem Militärgericht zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er als einer der ersten die Rolle des Militärs kritisiert hatte.
In seinem Blog hatte er ausführlich über fortwährende Menschenrechtsverletzungen und politische Einflussnahmen des ägyptischen Militärs während und nach der Revolution berichtet. Er widersprach als einer der ersten der weit verbreiteten Annahme, das Militär und das Volk seien „eine Hand.“ (“The people and the military were never one hand“.)
Er wurde wegen Beleidigung der Armee und Verbreitung falscher Informationen verurteilt. Seit dem 23. August befindet er sich im Hungerstreik und protestiert damit gegen seine fortgesetzte Inhaftierung.
Im Oktober wurde Maikel in eine psychiatrische Anstalt verlegt, um für verrückt erklärt zu werden. Doch selbst seitens der Gesundheitsbehörde wurde diese Pathologisierung eines politisch Andersdenkenden abgelehnt.
Seit September wurden immer wieder Berufsverhandlungstermine vertagt und erwiesen sich als Farce. Am 11. Oktober hob das Berufungsgericht das Urteil als „null und nichtig“ auf, ließ Maikel Nabil Sanad aber nicht frei, sondern verwies das Verfahren zur erneuten Urteilsfindung zurück. Inzwischen will Maikel die Militärgerichtsverhandlungen boykottieren, wurde aber zur Anwesenheit gezwungen.
Infolge des seit mehr als elf Wochen anhaltenden Hungerstreiks schwebt Maikel in Lebensgefahr.
Maikel Nabil Sanad hat 2010 als erster in Ägypten und in der arabischen Welt öffentlich mit pazifistischer Motivation den Kriegsdienst verweigert. Er wurde für untauglich erklärt, von der Militärpolizei allerdings gewarnt, dass er mit gesteigerter Repression rechnen müsse, wenn er seine politische und publizistische Tätigkeit fortsetzt.
Protest-E-Mails mit der Forderung nach Freilassung von Maikel Nabil Sanad können geschickt werden über
Solidaritätspostkarten an Maikel können direkt an ihn ins Gefängnis geschickt werden: Maikel Nabil Sanad, El-Marg prison, El-Kalag, El-Khanka, Qalyubeya, Ägypten
Weitere Informationen:
Am 30. Oktober wurde der Blogger Alaa Abd El Fattah inhaftiert und in ein Militärgefängnis verschlepppt. Er ist einer der bekanntesten Aktivisten und Bloggger des ägyptischen Aufstandes. Er weigerte sich, als Zivilist vor einem Militärgericht auszusagen. Ihm wurde vorgeworfen im Zusammenhang mit einer Demonstration am 9. Oktober Waffen gestohlen, Soldaten angegriffen und zu Gewalttaten aufgerufen zu haben. Die Demonstration der säkulären Grupppen gegen die Angriffe auf die koptische Minderheit war von bezahlten Schlägern und Angehörigen der „Sicherheitskräfte“ zerschlagen worden. Die Kämpfe forderten mindestens 28 Tote. Alaa Abd El Fattah hatte als „muslimischer“ Unterstützer an der koptischen Demonstration teilgenommen und hinterher über die Gewalt der „Sicherheitskräfte“ im Internet berichtet.
Weitere Informationen: http://en.nomiltrials.com/
Eine Möglichkeit für Online-Protest gegen die Verfolgung von Alaa Abd El Fattah http://www.amnesty.de/2011/11/3/aegypten-prominenter-blogger-inhaftiert
Die War Resisters’ International, Connection e.V. und die DFG-VK Hessen fordern
Connection e.V., Gerberstr. 5, 63065 OffenbachTel.: 069-82375534, Fax 069-82375535www.Connection-eV.de DFG-VK Hessen, Mühlgasse 13, D-60486 FrankfurtTel.: 069-431440, Fax: 069-4990007www.dfg-vk-hessen.de