Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Hessen

Benefizkonzert abgesagt -
Wenn die Kanzlerin ruft, muss die Bundeswehr gehorchen

Das Benefizkonzert der Bundeswehr am 23. Mai 2013 im HR-Sendesaal wurde erfreulicherweise abgesagt. Die Presseerklärung der Praunheimer Werkstätten, zu deren Gunsten der Reinerlös des Benefizkonzerts gehen sollte besagt: Grund für die "unerwartete Absage des Orchesters" seien die Deutsch-Niederländischen Konsultationen. "Zu den Regierungsgesprächen zwischen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte" habe "das Musikkorps einen Protokolleinsatz erhalten". Wie nahe personell der Zusammenhang der Werbeaktionen des Musikkorps mit Auslandseinsätzen ist, welche die Bevölkerung mehrheitlich ablehnt, belegt die Presseerklärung der Praunheimer Werkstätten vom 2. Mai.

Betitelt "Mit Pauken und Trompeten" wurde zum Dirigenten des nun abgesagten Musikkorps erläutert: "Im Rahmen des ISAF-Mandates war Oberstleutnant Christoph Scheibling am Aufbau der afghanischen Militärmusik in Kabul beteiligt."

Die Absage des Konzerts war - auch von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) gefordert worden.
Siehe Artikel von Jürgen Wagner
*: Militärkonzert abblasen.

Hunderte Kopien des Artikels der IMI als auch des Artikels des frankfurter info waren am 1. Mai auf dem Römerberg verteilt worden. Auch beim Oberbürgermeister Peter Feldmann konnten am 1. Mai beide Artikel übergeben werden. Von OB Feldmann war im Artikel des frankfurter info die Rücknahme der Schirmherrschaft für das Bundeswehrkonzert als auch die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in Frankfurt gefordert worden. Beide Artikel hatten die finanzielle Verantwortung der Stadt bzw. anderer öffentlicher Träger für den Werkstattneubau für den Werkstattneubau angesprochen, welche nun auch beim Oberbürgermeisteer einzufordern ist. Der Oberbürgermeister war am 1. Mai im Gespräch persönlich ebenso auf die Friedensklausel des Rundfunkgesetzes hingewiesen worden.

Im Ticketshop des HR wird wegen der Rückerstattung der Karten und der lapidaren Erklärung an die Kunden zum Konzert "wurde abgesagt" eingeschätzt, dass Konzert werde nicht nachgeholt werden. Hinsichtlich einer möglichen Nachholung des Konzerts existieren jedoch unterschiedliche Aussagen.

Gut unterrichtete Kreise kolportieren zur Konzertabsage eine beim HR genannte Äußerung: "Wenn die Kanzlerin ruft, muss die Bundeswehr gehorchen."

Wie glaubwürdig es ist, dass der Absagegrund die Deutsch-Niederländischen Regierungskonsultationen in Kleve sind, wo nun plötzlich das Musikkorps für die militärischen Ehren gebraucht wird,  bleibt der persönlichen Überlegung des Lesers überlassen.

Die Rechte der Behinderten auf den ersten Arbeitsmarkt, auf LOHN  und Mitbestimmung ebenso die gesamte Umsetzung der UN-Behindertenkonvention müssen nun auch für Frankfurt ebenso im Blick behalten werden wie die bei der Stadt und öffentlichen Trägern/dem Oberbürgermeister einzufordernde finanzielle volle Verantwortung für den erforderlichen Werkstattneubau in Praunheim. Denn nicht nur an den Behinderten wird gespart, sondern insgesamt an Kosten für soziale Träger. Zur Kontrolle möglicher Kooperationen zwischen Bundeswehr und HR könnte die vor Kenntnis der Absage des Konzerts an den HR-Intendanten versandte Eingabe dienen, deren Beantwortung durch den HR inzwischen erfolgt ist (Nachtrag vom 24.5.).

Frankfurt, 19. Mai 2013           Renate Windelband
zuerst veröffentlicht im frankfurter info

Mehr zum Thema in German Foreign Policy

* Bevorstehende Veranstaltung mit Jürgen Wagner:

Imperialer Neoliberalismus. Syrien und die Europäische Nachbarschaftspolitik

Mittwoch, 19. Juni 2013, 19 Uhr, Café Awake, Steingasse 24, Mainz

www.dfg-vk-mainz.de

 

 

Letztes Update: 23.05.2013, 15:13 Uhr