Aktuell > Keine Präsentation von Kriegstechnologie - Airtec 2013 > Keine Präsentation von Kriegstechnologie in Frankfurt! 2012
Vom 6. bis 8. November 2012 findet auf dem Frankfurter Messegelände zum siebten Mal die Luft und Raumfahrtausstellung AIRTEC statt. Von großer Bedeutung sind die bei dieser Fachmesse präsentierten unbemannten Flugobjekte (UAV), sogenannte Drohnen, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eingesetzt werden können. Auf der AIRTEC werden bewaffnete Drohnen vor gestellt, die vor allem für einen Zweck entwickelt wurden: militärische Einsätze wie die "gezielte Tötung Terrorverdächtiger" durch die US-Luftwaffe in Pakistan und anderen Ländern.
Die Studie "Living Under Drones" (Zusammenfassung der Studie weiter unten, voller Text unter www.livingunderdrones.org) spricht unter Berufung auf das "Bureau of Investigative Journalism" von bis zu 881 zivilen Toten und 1362 zivilen Verwundeten. Die Studie weist auch auf das Bedrohungsgefühl der Bevölkerung hin und die langfristige politische Kontraproduktivität der Drohneneinsätze. Rechtlich gesehen sind diese Angriffe übrigens nicht legitimiert, da sich die USA und Pakistan nicht im Krieg befinden. "Tötung Verdächtiger" ist nichts anderes als "Newspeak" für die bekannten "extralegalen Hinrichtungen". Politisch wird der ausgeübte und nicht zu rechtfertigende Terror durch den Hass der Betroffenen und wahrscheinlich sogar der gesamten muslimischen Welt auf den Westen zurückschlagen.
Wir möchten Sie dazu einladen, sich unserem Protest gegen die Präsentation von Kriegstechnologie auf der Frankfurter Messe am Montag, 5. November vor der Katharinenkirche (Hauptwache) anzuschließen.Wir fordern die Veranstalter der AIRTEC dazu auf, keine Drohnen zu präsentieren, die zu militärischen Zwecken eingesetzt werden können.
Montag, 5. November 2012, Frankfurt, von 15.30 bis 16.30 Uhr vor der Katharinenkirche/Hauptwache
Die Proteste gegen militärische Drohnen auf der AIRTEC werden unterstützt von
Flugblatt dazu als pdf-Datei
Auch Deutschland will einsteigen in den Einsatz bewaffneter Drohnen. Bisher hat die Bundeswehr "nur" drei Aufklärungsdrohnen in Afghanistan im Einsatz. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière hingegen findet, der Einsatz einer bewaffneten Drohne sei nichts anderes als die Betätigung eines Pistolenabzugs: "Ethisch ist eine Waffe stets als neutral zu betrachten", behauptet de Maizière. Zynisch seine weitere Aussage: "Je besser man zielen kann, desto weniger Schäden gibt es." Für die Bundeswehr ist die Verlockung groß: In Deutschland, wo die Bevölkerung auf Kriegseinsätze traditionell kritisch reagiert, wären Kampfdrohnen die ideale Option, um Bündnisverpflichtungen zu erfüllen, ohne den Kampfeinsatz von Soldaten irgendwo auf der Welt rechtfertigen zu müssen. Klar ist, dass durch bewaffnete Drohnen, die über tausende Kilometer Entfernung abgefeuert werden können, die Hemmschwelle zum Kriegseinsatz erheblich sinken würde. Und die Pläne liegen längst auf dem Tisch: "Ab 2014 oder 2015 brauchen wir eigene unbemannte Luftfahrzeuge, die sofort verfügbar und einsetzbar sind. Da sind wir in Vorüberlegungen, etwas zu kaufen", verriet der Minister im August in einem Gespräch mit der WELT.Im April antwortete die Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion, dass es "mittelfristige Überlegungen" gebe, auch Kampfdrohnen anzuschaffen. In einem Bericht des Bundesinnenministeriums heißt es, unbemannte Flugzeuge seien ein unverzichtbares "Element der Streitkräfte des 21. Jahrhunderts. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall entwickelt bereits ein Modell für Kampfeinsätze – eine Kamikaze-Drohne, die beim Auftreffen sich selbst und ihr Ziel zerstört: Weder vor noch nach dem Einschlag sichtbar – Terror in letzter Perfektion.
Studie der Stanford und New York University, September 2012
Amerikanische Drohnenangriffe in Pakistan terrorisieren und radikalisieren die Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie »Living Under Drones«, die vor allem auf Interviews mit Augenzeugen, Angehörigen oder Opfern von Drohnenangriffen basiert. Kontakt knüpften die Autoren der Studie über pakistanische Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Rechte von Drohnenopfern einsetzen.
Allein in Pakistan kamen seit Juni 2004 bis zu 881 zivile Opfer durch Drohnenangriffe ums Leben, bis zu 1362 wurden verletzt. Diese Angriffe prägen massiv den Alltag der Menschen in den pakistanischen Stammesgebieten: Sie wissen nicht, wann Gefahr droht und meiden größere Versammlungen. Sie trauen sich nicht mehr, auf dem Markt einzukaufen, ihre Kinder in die Schule zu schicken oder in die Moschee zu gehen. Ein Bauer berichtet, er würde kaum noch auf seinem Feld arbeiten, weil er Angst habe, sich draußen aufzuhalten. Die Bevölkerung wird außer dem daran gehindert, ihre alltäglichen Konflikte zu lösen, weil auch Treffen von Stammesältesten in den Bergen, bei denen solche Konflikte gelöst werden, bereits Ziele von Drohnenangriffen wurden.
Seitdem finden sie seltener statt. Militär und Geheimdienst beziehen die Hintergrundinformationen für Drohnenangriffe vermutlich von lokalen Spionen mit zweifelhafter Glaubwürdigkeit, persönliche Zwistigkeiten können schnell zu tödlichen Verleumdungen führen; das Misstrauen der Menschen untereinander wird geschürt. Unter der Präsidentschaft von Barack Obama haben die Drohnenangriffe massiv zugenommen. Ein Krieg in Pakistan mit konventionellen Methoden müsste in Senat und Repräsentantenhaus diskutiert werden, um zu entscheiden, ob der Einsatz wirklich im nationalen Interesse ist. Durch Drohnen lässt sich das umgehen. Die Einsätze werden in der Öffentlichkeit als eine Art Polizeiaktion beschrieben. In Pakistan aber schüren die Einsätze Hass und werden von der Bevölkerung schon längst als Krieg empfunden.
Unter Verwendung von Material von FAZ.net, 3.10.2012, Interview von Daniel Schrödel mit Stephan Sonnenberg, Stanford University
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