Aktuell > Internationaler Aktionstag für den britischen Afghanistanverweigerer Joe Glenton
<U Alte Oper oder Westend>
Zum Militärstrafverfahren gegen den britischen Afghanistanverweigerer Joe Glenton fordern Antikriegsgruppen in verschiedenen Ländern die Einstellung aller Verfahren gegen ihn und seine Entlassung aus dem Militärdienst. Joe Glenton muss sich am 5. März vor einem Militärgericht wegen Unerlaubter Abwesenheit verantworten. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren. Auf mehrere Hundert Protestschreiben antwortete das britische Verteidigungsministerium vor wenigen Tagen mit einem Standardbrief. Statt auf die Beweggründe und das Verfahren gegen Joe Glenton einzugehen, werden darin die "Operationen in Afghanistan" gerechtfertigt: Sie seien unerlässlich "für unsere nationale und kollektive Sicherheit und den Schutz unserer Lebensweise." Joe Glenton hatte hingegen aus eigenem Erleben heraus feststellen müssen: "Der Krieg in Afghanistan reduziert nicht den Terrorismus. Weit entfernt davon, das Leben der Afghanen zu verbessern, bringt er Tod und Verwüstung in ihr Land. Großbritannien hat dort nichts zu suchen." Er ist damit einer der ersten Afghanistanverweigerer, der an die Öffentlichkeit gegangen ist. Seit 2009 wurden die Militäreinheiten von USA, Großbritannien und anderer Alliierter in Afghanistan massiv aufgestockt. Der Krieg wird ausgeweitet, in den Süden Afghanistans und auch nach Pakistan. Die von einem deutschen Befehlshaber angeordnete Bombardierung von zwei Tanklastern in der Nähe von Kundus, bei der mehr als 100 Menschen starben, zeigt, wer von der Verschärfung des Krieges in erster Linie betroffen ist: Die größten Opfer erleidet die Zivilbevölkerung. Nach neun Jahren Krieg wird Afghanistan mehr denn je von Anschlägen und Kampfhandlungen heimgesucht. Es herrschen Korruption, Rechtlosigkeit und Willkür. Die vor wenigen Tagen beschlossene Aufstockung der deutschen Truppen in Afghanistan wird den Krieg weiter verschärfen. Die Bundeswehr und alle ausländischen Truppen müssen abgezogen werden. Ein Bruchteil des für den Krieg aufgewendeten Geldes (allein 3 Mrd. Euro aus Deutschland) würde ausreichen, um durch Unterstützung beim zivilen Aufbau wirklich die Lage der Not leidenden Bevölkerung zu verbessern. Joe Glenton verließ 2007, traumatisiert durch den Kriegseinsatz, seine Einheit. Zwei Jahre später stellte er sich und machte seine Verweigerung bei einer Demonstration öffentlich. Das Militär reagierte harsch: Da es ihm zuvor jede öffentliche Äußerung untersagt hatte, klagte es ihn nun wegen fünfmaliger Befehlsverweigerung an und nahm ihn in Haft. Erst nach einem Monat wurde er auf Kaution mit der Auflage aus der Haft entlassen, sich nicht weiter öffentlich zu äußern. In einer Vorverhandlung im Februar 2010 wurden die Anklagen wegen Befehlsverweigerung zurückgezogen. Die Anklage wegen Unerlaubter Abwesenheit besteht jedoch fort, ungeachtet der inzwischen gutachterlich festgestellten posttraumatischen Störungen, die er aufgrund seines Einsatzes in Afghanistan erlitten hat. Seine damalige Bitte, ihn zu behandeln, war brüsk zurückgewiesen worden. Nun wird er von denen vor Gericht gestellt, die ihm die Hilfe versagten.
fordern die sofortige Einstellung des Strafverfahrens gegen Joe Glenton und seine unverzügliche Entlassung aus dem Militärdienst. gez. Rudi Friedrich (Connection e.V., 069-82375534), Chris Capps-Schubert (IVAW Europe, 06181-6104747), Gernot Lennert (DFG-VK Hessen, 069-431440) Weitere Informationen finden Sie unter www.connection-ev.de/z.php?ID=993. Protestfaxe können noch verschickt werden unter www.connection-ev.de/aktion-gb.php DFG-VK Hessen: http://www.dfg-vk-hessen.de Iraq Veterans Against the War Europe: http://ivaw-europe.blogspot.com/