Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Hessen
  • Einladung zur Veranstaltungsreihe STILLE
  • Bericht von der STILLE-Veranstaltung am 19. Dezember (s.u.)
  • Bericht von der STILLE-Veranstaltung am 9. Dezember (s.u.)

Die Evangelische Kirchengemeinde Limburg und die Mahnwache-Initiative für den Frieden Limburg laden gemeinsam ein, zu drei Veranstaltungen im Dezember, die sich dem  Weltgeschehen zuwenden.

Angesichts der menschengemachten Kriege und Katastrophen in dieser Welt, einem unerträglichen Rechtsruck und der empfundenen Ohnmacht wollen wir hinsehen, hinhören &  innehalten. Mit Musik, kurzen Texten, Poesie und einer Zeit der Stille wollen wir unsere Solidarität ausdrücken, mit allen Menschen, die unter Gewalt, Krieg und Hass leiden. Unabhängig von deren Volks- oder Staatszugehörigkeit oder deren Glauben.

Die drei Abende sollen jenseits politischer Parolen stattfinden, wenngleich wir uns schon positionieren: In Solidarität und Mitgefühl mit allen Opfern von Gewalt und Kriegen, verbunden mit der Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist. Das Innehalten soll zur Kraftquelle werden und uns helfen Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.

Der Musik kommt an diesen drei Abenden eine besondere Rolle zu. Sie umrahmt die Veranstaltung, führt Dialoge, schafft Atmosphäre, führt in die Stille (ca. 10 Minuten Schweigen) und führt auch aus der Stille wieder hinaus. Unterbrochen bzw ergänzt wird die Musik von kurzen Texten und Gedichten zum Thema.

Wir konnten wunderbare Ausnahmekünstler für die musikalische Begleitung dieses Projekts gewinnen:
Matthias Frey (Flügel), Rageed William (Flöte) am Montag, 2. Dezember 2024
Björn Meindl (Flügel)), Heribert Rentsch (Gitarre) am Montag, 9. Dezember 2024
Martin Reuß (Gitarre), Andreas Schachl (Geige) und Uwe Wagner (Hang), am Donnerstag, 19. Dezember 2024
jeweils um 18 Uhr in der Ev. Kirche am Bahnhof in Limburg.


Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe von:

  • Bündnis Courage
  • Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Hessen
  • Deutscher Gewerkschaftsbund Kreisverband Limburg-Weilburg (DGB)
  • Förderkreis Obdachlosenhilfe Limburg e. V.
  • Förderverein Ehemalige Synagoge Schupbach e.V.
  • Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg-Weilburg
  • Katholische Arbeitnehmer Bewegung Limburg-Weilburg (KAB)
  • Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (KFD)
  • Pax Christi Rhein-Main
  • WIR SIND MEHR e. V.

Bericht von der STILLE-Veranstaltung am Donnerstag, 19. Dezember 2024

Noch 6 Tage bis Weihnachten, dem Fest des Friedens.

An Weihnachten haben die Engel den Menschen auf Erden den Frieden gewünscht. Ach, würden die himmlischen Heerscharen endlich kommen und den Frieden nicht nur verkünden, sondern ihn auch bringen und durchsetzen. So begrüßte Manfred Backhaus im Namen der „Mahnwache für den Frieden“ und der Evangelischen Kirche Limburg die Besucher zu der dritten und letzten Stunde des Innehaltens und der Stille. „Je stiller wir sind, desto mehr hören wir“. Offenbar wird mit diesen Stunden der Besinnung ein Bedürfnis der Menschen in unserer hektischen und lauten Zeit angesprochen, denn es kamen mehr Teilnehmer als zu den vorherigen Veranstaltungen.

Lag der Schwerpunkt bei den vorangegangenen Stille-Stunden in den Texten und Gedichten bei dem Krieg in Israel und Gaza, so wurde diesmal ein uns viel näherer Krieg angesprochen. „Ein einziger Mensch auf der Welt hatte es in der Hand, den Krieg sofort zu beenden, derselbe Mensch, der das Töten vor 147 Wochen, nein: vor 147 Wochen und acht Jahren begonnen hatte. Ein Wort von ihm, und niemand würde mehr in diesem Krieg sterben müssen.“ Und Manfred Backhaus fragte weiter, wie man sich fühlen musste, wenn man dieser Mann war? Fühlte er überhaupt?

Wie immer erklang zwischen diesen traurig stimmenden Texten eine ruhige, improvisierte Musik. Dieses Mal vorgetragen von den wunderbaren Musikern Uwe Wagner (Hang), Martin Reuß (Gitarre) und Andreas Schachl (Geige).

Ganz idyllisch beginnt ein Gedicht von Arthur Rimbaud, geschrieben während des preussisch-französischen Kriegs 1870, das Karin Backhaus und Harry Fenzl abwechselnd in französischer Sprache und deutscher Übersetzung vortrugen. „Der Schläfer im Tal“ ist es betitelt, und entwirft Bilder von einem jungen Soldaten, der ruhig auf einer Blumenwiese liegt, von der Sonne beschienen wird, leise lächelnd wie im Traum, schlafend. Aber dann sehen wir die zwei roten Löcher in seiner Brust und wissen, er ist tot.

Dann führte leise Musik in eine zehnminütige Stillezeit, während der die Besucher in sich hineinhören konnten.

Nachdem die Musiker aus dieser Stille-Zeit wieder herausgeführt hatten, trug Karin Backhaus ein Hoffnung vermittelndes Gedicht von Pierre Stutz vor, der uns auftrug, „gut mit unserer Seele zu sein“ und auch eine „Zeit zum Feiern“ zu finden, die die Zukunftsängste durchbrechen und verlorenes Vertrauen unerwartet wieder finden kann. „Mitten in der Verunsicherung gemeinsam ein Hoffnungsfest feiern als gegenseitige Stärkung, als vertrauensstiftende Ermutigung.“

Um Ermutigung ging es auch zum Abschluss, als die Musiker die bekannte Melodie des Liedes von Wolf Biermann intonierten und Manfred Backhaus den Text las: „Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. Die allzu hart sind, brechen, die all zu spitz sind, stechen und brechen ab sogleich.“

In seiner Verabschiedung dankte Harry Fenzl den drei Musikern und den Besuchern für ihr Kommen und betonte, dass es in diesen kriegerischen Zeiten auch Anlass zur Freude gibt. So feierten die Menschen in Syrien und die zu uns geflüchteten Syrer das Ende der grausamen Assad-Diktatur, bei allen Unsicherheiten, die noch bestehen. Und den Politikern bei uns, die sofort davon schwadronierten, doch jetzt alle zurück zu schicken, rief er zu: „Schweigt – und schämt Euch!“

Manfred Backhaus


Bericht von der STILLE-Veranstaltung am 9. Dezember:

Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist bereits im Entstehen

In der Veranstaltungsreihe „Je stiller wir sind, desto mehr hören wir“ fand am Montagabend, den 9.12., eine zweite Stunde der Stille, der Besinnung und des zu-sich-selbst-Kommen statt. Eingeladen hatten die „Limburger Mahnwache für den Frieden“ und die Evangelische Kirche Limburg. In seiner Begrüßung wies Harry Fenzl darauf hin, dass im „Getöse vieler Mächtiger, die der Gewalt das Wort reden“ die leisen „Stimmen der Kinder, der Frauen und Männer, die sich nichts sehnlicher als Frieden wünschen“ verloren gehen. „Wer hört ihr Flüstern, ihr
Weinen, ihr Schreien?“. In dieser Stunde sollten ihren Stimmen Raum gegeben werden. Im Dialog mit den Texten improvisierten die beiden Musiker Björn Meindl am Flügel und Heribert Rentsch mit der Gitarre, die sich an diesem Abend zum ersten Mal getroffen haben. Ihre Musik führte auch in eine zehnminütige Phase der Stille hinein – und auch wieder heraus - , in der die Besucher ganz in sich hineinhören konnten.

Den Klage-Psalm eines zivilen Kriegsopfers des in Jerusalem lebenden Priesters und Dichters Stephan Wahl trug Manfred Backhaus vor: „Andere haben entschieden, mich fragten sie nicht.“ Doch diese Anklage Gottes endet mit der Bitte: „Und lass mich nicht hassen, trotz meiner Wunden, damit die Hoffnung auf Frieden in mir nie erlischt.“.

Ebenso bewegend die von Pfarrer Markus Stambke verlesene „Zwiesprache toter Kinder“, einem israelischen und einem palästinensischen Kind, das jeweils vom Vater des anderen getötet worden ist: „Dann schwiegen sie lange … und weinten um ihre Väter“. Ein von Katja Fenzl gesungener Text und sachte Musik führten in die Stille hinein, in der die gehörten Worte nachklingen konnten. Von dem israelischen Dichter Jehuda Amichai trug Karin Backhaus das Gedicht vom „Ort, an dem wir Recht haben“ vor, wo niemals Blumen im Frühjahr wachsen werden. „Zweifel und Liebe aber lockern die Welt auf“.

Vor den Abschiedsworten und dem Segen durch Pfarrer Markus Stambke stimmten die Musiker noch ein leises Lied von der israelischen Sängerin Diane Kaplan an, die
kürzlich mit ihrer palästinensischen Kollegin Meera Eilabouni in Limburg ein Konzert gegeben hatte. „Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist bereits im Entstehen. An einem ruhigen Tag kann man sie atmen hören“.

Unterstützt werden diese Stille-Veranstaltungen von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Bündnis Courage, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFG-VK), Deutscher Gewerkschaftsbund Kreisverband Limburg-Weilburg (DGB), Förderkreis Obdachlosenhilfe Limburg e. V., Förderverein Ehemalige Synagoge Schupbach e.V.,
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg-Weilburg, Katholische Arbeitnehmer Bewegung Limburg-Weilburg (KAB), Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (KFD), Pax Christi Rhein-Main, WIR SIND MEHR e.V.

Manfred Backhaus


 

 

Letztes Update: 23.12.2024, 18:30 Uhr