Bildungswerk > Kreuzzug und Dschihad
12 bis 18 UhrSaalbau Bockenheim, Schwälmer Str. 28 (S Frankfurt-West, U Leipziger Str.)
Teilnahmebeitrag: 12 €, ermäßigt 6 €
Um vorherige Anmeldung wird gebetenAnmeldungen an: DFG-VK Bildungswerk Hessen Mühlgasse 13, 60486 Frankfurt.Fax 069-4990 007, Tel. 069-43 14 40dfgvkhessen@t-online.de
Wir bitten auch um Angabe der Postanschrift, um Materialien für die Seminarvorbereitung zuschicken zu können.
Themen und ReferentInnen:
Die Kreuzzüge und ihre NachwirkungenDr. Gernot Lennert, Bildungsreferent des DFG-VK Bildungswerks Hessen
Der Koran, die Ungläubigen und der DschihadVera Wawrzyniak, Religionswissenschaftlerin / terre des femmes
Abschlussdiskussion: Kreuzzug und Dschihad – Gemeinsamkeiten, Unterschiede, politische Relevanz früher und heute
Bei unserem Seminar im Juni 2010 Islam und Islamismus als Herausforderung für die Friedensbewegung (<link bildungswerk seminar-islam-und-islamismus-als-herausforderung-fuer-die-friedensbewegung external-link-new-window external link in new>mehr dazu) musste der Beitrag von Vera Wawrzyniak ausfallen. Er wird nun nachgeholt, ergänzt um einen Beitrag über die Kreuzzüge, die in der politischen Diskussion immer wieder mit dem Dschihad assoziiert werden.
Was viele während der Zeit des Ost-West-Konflikts für eine Sache der Vergangenheit hielten, ist heute Realität: Spätestens seit der Islamischen Revolution 1979 im Iran ist Religion wieder zunehmend zu einem Faktor der Weltpolitik geworden. Kriege und politische Gewaltakte aller Art werden seitdem immer häufiger religiös gerechtfertigt. Die Repolitisierung der Religion und damit auch die religiöse Legitimation von politischer Gewalt betrifft nicht nur den Islam, sondern auch andere Religionen wie Christentum, Hinduismus, Judentum und Buddhismus. Begriffe wie Dschihad sorgen für Verwunderung bei Menschen, die gewohnt sind, Politik sowie Krieg und Frieden vor einem säkularen Hintergrund und mit säkularen Begriffen zu diskutieren. Zum Begriff Dschihad kursieren in der politischen Debatte höchst unterschiedliche und widersprüchliche Aussagen. Einerseits gilt er als religiöser oder "heiliger" Krieg, anderseits ist zu hören, dass Dschihad nicht Krieg bedeute und dass es den kriegerischen Dschihad eigentlich gar nicht gebe. Vera Wawrzyniak, Religionswissenschaftlerin und Aktive von terre des femmes, hat untersucht, wie Dschihad aufgrund von Koran und anderen islamischen Rechtsquellen zu verstehen ist. Sie setzt ihn in Bezug zu anderen Begriffen für religiös legitimierten Krieg und zur Stellung der Ungläubigen im Koran und in der islamischen Tradition. Wird in der aktuellen politischen Diskussionen über Dschihad gesprochen, dauert es meist nur Sekunden, bis die Kreuzzüge in die Debatte geworfen werden. Gernot Lennert, Historiker und Politologe sowie Bildungsreferent des DFG-VK Bildungswerks Hessen, wird überblicksartig über die Kreuzzüge informieren: ihre Entstehungsbedingungen, ihren Verlauf und ihre Nachwirkungen. Beim Seminar wollen wir uns mit den umstrittenen Begriffen auseinandersetzen, ihren häufig unvollständig bekannten historischen und politischen Hintergrund erörtern sowie nicht zuletzt ihre Bedeutung für die heutige Politik diskutieren. In der Abschlussdiskussion wollen wir Kreuzzüge und Dschihad in vergleichender Perspektive beleuchten: die Unterschiede und Gemeinsamkeiten und die Relevanz für die politische Auseinandersetzungen und Debatten heute. Das Seminar richtet sich in erster Linie an Menschen, die sich mit der Thematik aus friedenspolitischer und menschenrechtlicher Sicht auseinandersetzen
Im Zusammenhang mit dem Seminar im Juni hatte der Humanistische Pressedienst Vera Wawrzyniak und einige andere Referenten des Seminars interviewt.
weitere Interviews und Themen des Seminars Islam und Islamismus als Herausforderung für die Friedensbewegung im Juni 2010
Im Jahr 1998 hatten DFG-VK Hessen und das DFG-VK Bildungswerk Hessen erstmals zu einem Seminar mit diesem Titel eingeladen, zu einer Zeit, als viele die politische Brisanz des Themenkomplexes noch nicht erkannt hatten.
Spätestens in den 1980er Jahren waren Islam und Islamismus im Zusammenhang mit der Revolution im Iran und dem Krieg in Afghanistan Faktoren der Weltpolitik geworden. Der Islamismus ist zu einer weltweit bedeutenden politischen Kraft herangewachsen, die in Grundwerten und politischer Praxis im Widerspruch zu Antimilitarismus und Pazifismus steht und für viele noch immer rätselhaft ist. Gleichzeitig wird in westlichen Ländern der Islamismus als neues Feindbild zur Rechtfertigung von Krieg, Rüstungspolitik und Überwachungsstaat genutzt. Rechtsradikale in Europa maskieren ihren Rassismus und ihre Fremdenfeindlichkeit immer häufiger als Islamkritik.
Unser zweites Seminar zum Themenkomplex nahm im Juni 2010 die Fragestellung von 1998 wieder auf. Damals, Jahre bevor islamistische Anschläge „den Westen“ erreichten und Angriffskriege unter Hinweis auf den islamistischen Terror begründet wurden, hatten wir beim Wochenendseminar untersucht, ob im Islam eine Rechtfertigung von Gewalt angelegt ist, die über den üblichen religiösen Fanatismus hinausgeht, und ob vom islamischen Kulturkreis eine Gefahr für angrenzende Staaten oder gar den Rest der Welt ausgeht. (Die Ergebnisse sind in dem Buch Salam oder Dschihad? dokumentiert. s.u.) Schon damals hatten wir uns angesichts der vielen offenen Fragen und des großen Informations- und Diskussionsbedarfs ein Nachfolgeseminar vorgenommen.
Weltweit ist seitdem die Repolitisierung von Religion vorangeschritten, auch im Christentum, Hinduismus und Judentum. Westliche Staaten führen inzwischen Krieg – angeblich „gegen den Terror“ - in mehrheitlich islamischen Ländern wie Irak und Afghanistan und halten sie besetzt, während gleichzeitig der islamistische Terrorismus zugenommen hat. Ältere Konflikte von Palästina bis Südostasien gehen weiter und kosten immer noch Menschenleben. International und innerstaatlich wird gestritten - um Karikaturen, Kopftücher, Moscheebauprojekte und vieles mehr. Wandlungen innerhalb des Islamismus wie die Entstehung der AKP, die heute in der Türkei regiert, werfen neue Fragen auf.
Die Debatten haben sich zugespitzt.Verliefen die Diskussionen seinerzeit zwar kontrovers, aber konstruktiv, wird das Thema seit einigen Jahren wesentlich emotionaler als zuvor diskutiert und sorgt besonders unter denjenigen, die sich zur Linken zählen, für Polarisierung. Kritik an islamistischer Politik wird heute oft generell als „rassistisch“ denunziert (auch wenn sie von migrantischen Nicht- oder Ex-Muslimen geäußert oder gegenüber deutschen Muslimen geübt wird). Dem gegenüber stehen Pauschalurteile über „den“ Islam bzw. alle Menschen, die aus dem islamischen Kulturkreis kommen.
In diesem Spannungsfeld sollen unsere diesjärhigen Nachfolgeveranstaltungen in diesem Jahr an die 1998 erfolgte Bestandsaufnahme anknüpfen, einige Aspekte vertiefen und neuere Entwicklungen in den Blick nehmen.
Die Ergebnisse unserer Seminare von 2010 - Islam und Islamismus als Herausforderung für die Friedensbewegung im Juni und Kreuzzug und Dschihad im Oktober - werden wieder als Buch im Alibri-Verlag veröffentlicht werden.
Ein Referat liegt bereits als separate Broschüre vor:
Homosexualität und (der als politische Ideologie genutzte) Islam. Referat von Joachim Schönert im Zusammenhang eines Seminars des hessischen Bildungswerks der DFG-VK am 19. Und 20. Juni 2010 im Bürgerhaus Frankfurt-Griesheim zum Thema Islam und Islamismus als Herausforderung für die Friedensbewegung. 12 S. DIN A4, erhältlich für 1,50 €(+ 0,85 € Versandkosten) beim DFG-VK Bildungswerk Hessen.
Als Ergebnis des ersten Seminars von 1998 erschien später das Buch
Clara und Paul Reinsdorf (Hrsg.)Alibri-Verlag, Aschaffenburg ISBN: 978-3-932710-46-9174 S. 12 €
Inhaltsverzeichnis, Probeartikel und mehr beim Alibri-Verlag
Das Buch ist erhältlich beim Bildungswerk der DFG-VK Hessen (+ Versandkosten), an den meisten Infoständen der DFG-VK im Rhein-Main-Gebiet, im Buchhandel und direkt beim Alibri-Verlag.