Bildungswerk > Baltikum: Mit Liedern gegen Panzer?
Mit Prof. Dr. Karsten Brüggemann, TallinnFreitag, 20. September 2013, 16 bis 19 Uhr
MAINZ
(neuer Veranstaltungsort:) Italienische Kath. Gemeinde, Emmeransstraße 15 (im hinteren Teil der Kirche gegenüber der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz)
Faltblatt zur Veranstaltung als pdf
Um planen zu können, würden wir uns über eine Anmeldung bis zum 16. September 2013 oder per E-Mail freuen. Anmeldungen und Kontakt zur Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main:Pax-Christi-Bistumsstelle Limburg, Dorotheenstraße 11,61348 Bad Homburg. Tel.: 06172-928679, Fax 06172-673340E-Mail: friedensarbeiter@pax-christi.deVor 24 Jahren lenkten die Menschen der drei baltischen Sowjetrepubliken die Blicke der Welt auf sich: Über 600 Kilometer erstreckte sich am 23. August 1989 der "Baltische Weg". Zwei Millionen Menschen bildeten Hand in Hand von Tallinn über Riga bis Vilnius eine Menschenkette ungeheuren Ausmaßes. Sie war der symbolische Höhepunkt der "Singenden Revolution", die im Jahr 1991 in die politische und kulturelle Unabhängigkeit von der Sowjetunion mündete.Was sind das für Länder, was für Menschen, die nach 50-jähriger Okkupation fähig waren, der Sowjetunion die Stirn zu bieten? Drei kleine Länder an der Ostsee bestanden auf ihrer Unabhängigkeit, die sie durch den Hitler-Stalin-Pakt 1940 verloren hatten. Michail Gorbatschows "Glasnost" und "Perestrojka" ließen seit Mitte der 1980er Jahre eine Protestbewegung aufkommen, der sich immer mehr Menschen in allen drei Ländern anschlossen. Sie protestierten gegen die Russifizierung ihrer bedrohten Kulturen, für Selbstbestimmung, für den Erhalt ihrer Natur und Umwelt.Kreativ (er)fanden die Menschen immer neue Widerstands- und Protestformen – ohne Ausnahme gewaltlose: kleine und große Demonstrationen, Kongresse, Petitionen, immer wieder Musik und Gesang. Parallele politische Strukturen entstanden. Die Baltische Versammlung aller oppositionellen Kräfte der drei Länder wurde gegründet. Der "Baltische Weg" war ihr Werk.
Das verbindende und motivierende Element war der Gesang. Überall, bei jeder Aktion wurde gesungen und damit an die Liedtradition vor allem der Esten und Letten angeknüpft. Liederfeste wurden zum Austragungsort gesungenen Widerstands: Chortreffen mit 30.000 Singenden und 300.000 Zuhörenden. Die "Singende Revolution" wurde von allen Kreisen der Bevölkerung getragen, ob jung oder alt, AkademikerInnen oder IndustriearbeiterInnen, auch von russischsprachigen Menschen.Die politische Führung in Moskau war nicht bereit, diese Entwicklung kampflos hinzunehmen. In Lettland und Litauen kam es zum Einsatz von Spezialeinheiten des Kreml, die jedoch letztlich scheiterten. Tausende verteidigten, einzig "bewaffnet" mit ihren Unabhängigkeitsliedern, Regierungsgebäude oder den Fernsehturm von Vilnius. Dort kamen 14 Menschen durch Schüsse des Militärs ums Leben, Hunderte wurden verletzt.
Aber letztlich obsiegte der Widerstand – und zwar gewaltlos. Die "Singende Revolution" ist es wert, genauer betrachtet zu werden. Hierzu haben wir Dr. Karsten Brüggemann eingeladen, der referieren und mit uns diskutieren wird, wie es möglich war, sich gegen die "allmächtige" Sowjetunion durchzusetzen. Karsten Brüggemann ist Professor für Estnische und Allgemeine Geschichte an der Universität Tallinn.Veranstaltet von: Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-MainZur Projektgruppe gehören
Die Veranstaltungsreihe 2013 wird gefördert durch den Katholischen Fonds und die Landeszentralen für politische Bildung in Hessen und Rheinland-Pfalz.