Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Hessen

Polen:

Illegal, gewaltfrei und öffentlich!

Der polnische Weg zum demokratischen Umbruch

Mit Prof. Gert Weisskirchen, MdB a. D.

Freitag, 15. März 2013, 16 bis 19 Uhr
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz
MAINZ, Am Kronberger Hof 6

Faltblatt zur Veranstaltung

Die polnische Geschichte der Nachkriegszeit ist eine Zeit wiederkehrenden Widerstands gegen das Regime: 1956, 1968, 1970, 1971, 1976 stehen für Arbeiterunruhen, für Streiks, oft auch für Tote und Verletzte. Die Helsinki-Schlussakte 1975 schreibt die Nachkriegsgrenzen in Europa fest, aber auch die Gültigkeit der Menschenrechte in ganz Europa. In der Folge politisiert sich der Widerstand in Polen. Das »Komitee zur Verteidigung der Arbeiter« (KOR) entsteht. Jetzt heißt die Parole: Zündet keine Parteikomitees an. Gründet stattdessen eigene Arbeiterkomitees. Im Bewusstsein, noch lange illegal arbeiten zu müssen, gelte es dabei, gewaltfrei und öffentlich zu agieren.

Sommer 1980: Wieder sind es Preiserhöhungen für Lebensmittel, die Arbeiter im ganzen Land, auch auf der Leninwerft in Gdańsk, auf die Barrikaden treiben. Die Werft wird besetzt. Ein überparteiliches Streikkomitee (MKS) formuliert 21 Forderungen, darunter die nach Zulassung freier, unabhängiger Gewerkschaften und der Garantie des Streikrechts. Nach Verhandlungen akzeptiert die Regierung die Forderungen. Am 17. September 1980 wird die erste unabhängige Gewerkschaft in Osteuropa – »Solidarność« – legal gegründet. Von den 16 Millionen Werktätigen sind bald zehn Millionen Mitglied.

Sie werden für die ratlose wie gelähmte kommunistische Führung unerträglich. Deren Antwort: Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981. Die »Solidarność« wird sofort verboten. Ihre Antwort: fortgesetzter Widerstand in der Illegalität, gewaltfrei und öffentlich. Andere Oppositionelle schließen sich zusammen und streiten für die Bürger- und Menschenrechte, für Frieden und gegen fortgesetzte Aufrüstung. Die polnische Opposition findet Verbündete auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs: die Kampagne für »European Nuclear Disarmament«. Diese unabhängige blockübergreifende Friedens- und Menschenrechtsbewegung versteht sich als »KSZE von unten« und geborene Verbündete der osteuropäischen Opposition.

Das Ende des polnischen Kampfes ist bekannt: Opposition und Regierungsparteien verhandeln am »Runden Tisch«. Freie Wahlen werden für Juni 1989 auf der Grundlage eines neuen Wahlrechts vereinbart. Das alte, kommunistische Regime wird abgewählt. Diese Geschichte und diese Erfahrungen lassen uns noch heute staunen und fragen: »Wie ist so etwas möglich gewesen?« So lange, immer wieder, über Jahrzehnte hinweg - fantasievoll und gewaltfrei.

Unser Referent, Prof. Gert Weisskirchen, SPD-MdB a. D., war aktiv an den blockübergreifenden Diskussionen beteiligt. Er suchte das Gespräch vor Ort. Er organisierte die von Regierungseinfl üssen unabhängigen END-Conventions mit; eine Plattform der Solidarität und Unterstützung der Oppositionen in Polen wie in ganz Osteuropa.

Die Veranstaltung fragt nach den Bedingungen für die Praxis grenzübergreifender gewaltfreier Aktion. Gab es außergewöhnliche, nicht auf andere geografische oder politische Situationen übertragbare Rahmenbedingungen? Sind Grundprinzipien wie »illegal, gewaltfrei und öffentlich« hier und heute überhaupt übertragbar? Was wären deren Bedingungen?

Um planen zu können, würden wir uns über eine Anmeldung bis zum 11. März 2013  freuen.
Anmeldungen und Kontakt zur Projektgruppe:
pax christi-Bistumsstelle Limburg Dorotheenstraße 11 • 61348 Bad Homburg Tel. / Fax: 0 61 72  92 86 79 E-Mail: friedensarbeiter@pax-christi.de

 

Veranstaltet von: Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main

Zur Projektgruppe gehören

  • DFG-VK Bildungswerk Hessen e. V.
  • Fachbereich Frieden im Zentrum Ökumene der EKHN
  • Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz
  • pax christi-Bistumsstelle Limburg
  • pax christi-Bistumsstelle Mainz
  • Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz
Letztes Update: 01.03.2013, 17:26 Uhr