Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Hessen

Kamerun:

Von der Insel des Friedens zum gefährlichen Brandherd

Wege aus der Gewaltspirale

 

Referent: Prof. Dr. Nazaire Bitoto Abeng aus Kamerun

 

Freitag,  11. Oktober 2019, 16-19 Uhr

MAINZ, Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Am Kronberger Hof 6

 

Eine Veranstaltung der Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main 

   

Kamerun: Hintergründe und Auswege aus der Gewalteskalation

Kamerun galt lange als relativ stabiler Staat, als eine Insel des Friedens in Zentralafrika – besonders im Vergleich zu den Nachbarländern Nigeria, Kongo und Zentralafrikanische Republik, die schon seit Jahrzehnten mit Staatsstreichen, Kriegen und politischen Unruhen die Nachrichten prägen.

Seit Ende 2016 kommt es jedoch vermehrt zu gewaltsamen Konflikten in verschiedenen Teilen des Landes. Gewalt und Unterdrückung nehmen zu, die Fronten verhärten sich immer mehr. Insbesondere in drei Regionen ist das zentralafrikanische Land Schauplatz größerer Konflikte: Im äußersten Norden des Landes sind die Auswirkungen des Terrors der islamistischen Boko-Haram-Miliz deutlich zu spüren, im Osten muss die Aufnahme vieler Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik bewältigt werden, und der Konflikt um die anglophonen Gebiete im Westen eskaliert zunehmend.

Dieser Konflikt zwischen anglophonen Bevölkerungsteilen und der frankophonen Zentralregierung in Yaoundé, der im Zentrum der Veranstaltung steht, führte binnen kürzester Zeit zu über tausend Toten und 530.000 Binnenflüchtlingen. – Ein international unbeachteter Konflikt, den der Norwegische Flüchtlingsrat im Juni 2019 an die erste Stelle der Liste der vergessenen Krisen auf der Welt setzte. Vordergründig geht es um die sich wirtschaftlich, politisch und kulturell benachteiligt fühlende englischsprachige Minderheit im Westen des Landes. Hinter den Kulissen sorgen jedoch soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Landkonflikte schon länger für Spannungen in der Bevölkerung. Die Wiederwahl des autoritär regierenden Langzeitpräsidenten Paul Biya im Oktober 2018 hat die Stimmung zusätzlich angeheizt.

In seinem einleitenden Vortrag wird unser Referent, Prof. Dr. Nazaire Bitoto Abeng, vor allem einigen für ein Verständnis des Konflikts zentralen Fragen nachgehen: Wo liegen die grundlegenden Ursachen, die immer wieder diesen Konflikt befeuern? Welche Auswirkungen hat heute noch die koloniale Vergangenheit des zentralafrikanischen Vielvölkerstaates und ehemaligen »Deutschen Schutzgebietes«? Welche Rolle spielen die frühere Kolonialmacht Frankreich und die politische wie verfassungsmäßige Entwicklung des Landes nach der Unabhängigkeit für den Ausbruch der aktuellen Krise?

Gemeinsam soll anschließend darüber diskutiert werden, wie einer weiteren Eskalation des Konflikts vorgebeugt werden kann. Was wird vor Ort getan, um einen Ausweg aus der Krise zu finden? Wie verhält sich die internationale Gemeinschaft, und wo liegen die Einflussmöglichkeiten von UNO und OAU? Welchen Beitrag zur Prävention können Instrumente der Zivilen Konfliktbearbeitung leisten? Und welche Rolle spielen hierbei zivilgesellschaftliche und kirchliche Organisationen?

Prof. Dr. Nazaire Bitoto Abeng, geboren in Ayos/Kamerun, studierte Philosophie, Theologie und Soziologie in Yaoundé/Kamerun, Paris und Münster. 1983 schloss er in Münster bei Prof. Johann Baptist Metz seine Promotion als Doktor der Theologie ab. Von 1983 bis 1986 arbeitete er bei Prof. Metz an einem Forschungsprojekt zum Thema »Kultureller Polyzentrismus der Weltkirche« und war anschließend bis 1990 als Afrikareferent bei MISSIO in Aachen tätig. Dort absolvierte er »nebenbei« auch noch eine Ausbildung zum Maurermeister. Er war Mitgründer der Katholischen Universität in Yaoundé und bis zu seiner Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte. Als Gastprofessor lehrte er 2001 an der Universität Frankfurt am Main und 2003 an der Universität Freiburg.

 

Zur Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main gehören

  • DFG-VK Bildungswerk Hessen e.V.
  • Fachbereich Frieden im Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW
  • Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz
  • pax christi Rhein-Main, Regionalverband Limburg und Mainz
  • Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz

Die Initiatorinnen und Initiatoren dieser öffentlich tagenden Projektgruppe sind pax christi Rhein-Main — Regionalverband Limburg-Mainz, das Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, das Referat Weltmission / Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie das DFG-VK Bildungswerk Hessen e. V. Ziel dieser Kooperation ist es, Projekte und Methoden der zivilen, gewaltfreien Konfliktbearbeitung und des zivilen Friedensdienstes bekannter zu machen, zu ihrer gesellschaftlichen Verankerung und Weiterentwicklung beizutragen und hierfür in der Großregion Rhein-Main ein Netzwerk zivilgesellschaftlicher Gruppen und Organisationen aufzubauen. Um dies zu ermöglichen, laden wir jährlich zu vier Veranstaltungen in Mainz ein, bei denen jeweils ein Schwerpunktthema aus dem Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung im In- und Ausland vorgestellt und diskutiert wird. Die Veranstaltungen der Projektgruppe, einmal pro Quartal an einem Freitagnachmittag von 16 bis 19 Uhr, sind öffentlich.

Um planen zu können, würden wir uns über eine Anmeldung freuen. Anmeldungen und Kontakt zur Projektgruppe: pax christi Rhein-Main, Regionalverband Limburg und Mainz, Dorotheenstr. 11, 61348 Bad Homburg. Tel.: 06172-928679, Fax: 06172-673340. friedensarbeiter<at>pax-christi.de
Wie immer ist der Eintritt frei und auch eine spontane Teilnahme möglich.

 

Letztes Update: 14.11.2019, 09:51 Uhr